
Die Motorrad-WG
Die Wohngemeinschaft Grenzstrasse wurde nicht ohne Grund Motorrad-WG genannt. Fast die Hälfte der Bewohner fuhr Motorrad und wer keins hatte, entwickelte mit der Zeit eine gewisse Motorrad-Affinität. Viele Industriedesigner der WG schafften es im Laufe ihres Studiums, mindestens eine Projektarbeit in der Werkkunstschule unterzubringen, die sich mit Motorraddesign beschäftigte.
Permanent wurden die Motorräder umgebaut und optimiert. Nicht nur Änderungen an Fahrwerk und Motoren sondern vor allem individuelle, selbst designte Verkleidungen zeichneten die attraktiven Maschinen aus.
An den Sommerwochenenden kamen mit dem letzten Sonnenlicht die Rudel- und Einzelfahrer zurück. Neben den geparkten Maschinen mit bläulich angelaufenen Krümmern, teils irrwitzig abgeschliffenen Fußrastenanlagen (chronisches Verschleißteil neben Reifen, Kette, Ritzel, Blinkern, Motorradstiefelsohlen) und laut knackenden (sicherlich nicht serienmäßigen) Auspuffanlagen - wurde im kernigen Lederdress mit obligatem Halstuch an der Feuerstelle im Garten ein kühles Gleumes (lokales krefelder Traditions-Bier) getrunken und von Fahrerlebnissen berichtet.

Schlimme Unglücksfälle (bis auf Rainer Radomskis fast-Frontalcrash 1977) blieben zumindest unter den Fahrern der WG zum Glück aus. Aber nicht selten wiesen die Maschinen nach den Ausflügen einige Schrammen + Macken auf, die mit kurzem, breitem Lächeln quittiert wurden aber nach ein paar Tagen spurlos repariert waren.
Immer wurde an irgendeiner Maschine im Keller oder Garten herumgeschraubt. Auch die Autos im Vorgarten wurden grundsätzlich selbst in Stand gehalten. Allerdings waren die in der Regel bei weitem nicht so gepflegt und so schön wie die Bikes.
Auswärtige Motorradfahrer waren gern gesehene Gäste. So glich an machen Tagen der Garten einem Biker-Treff mit allen möglichen Motorradmarken und -Modellen. Heiko Bartels hielt Kontakt zu seiner Heimat. Freunde aus Leer waren zu Gast in Krefeld. Aber auch nette Typen aus Nachbarstädten - allerdings leider zu selten inkl. weiblicher Begleitung in ansprechender Lederkombi.
Der Bestand zu meiner Zeit waren:
- eine Honda CB 450 (Mike Toenges)
- Mehrere Honda CB 750 (Heiko Bartels, Ekke Braas, Tom Höfler, später auch Volker Häger + Mike Toenges) an denen - wie oben bereits erwähnt - fast nichts mehr Original war, mit Motoren, die dank segensreicher Überholungsmaßnahmen sicherlich mehr als die im Fahrzeugschein eingetragenen Hubraum aufwiesen, und dank bemerkenswert knapper Auspuffanlagen auch sicherlich mehr PS
- Moto Guzzi California im Retrolook (Mike Dominicus),
- Yamaha XT 250 (Frieder + Ekke),
- BMW 750 (Volker Häger)
Die meisten fanden dicht gedrängt Platz im zwergenhaften Motorradkeller (Grenzstrasse 41a) unter dem Wintergarten Platz, oder standen dort in einer Ecke komplett gestrippt für den aktuellen Saisonumbau. Immer wieder lag eine Teilverkleidung oder ein Tank auf Holzböcken zum Trocknen im Freien vor dem Motorradkeller (wie auf dem Foto der Seite "Das Haus"). Es gab auch eine Tiefgarage, in der - glaube ich - ebenfalls Motorräder standen...
Vollbildauflösung: in der Menüleiste des Fotofeldes unten auf das zweite Zeichen von rechts klicken (das Rechteck mit dem kleinen Pfeil nach oben)
KALT:
Tag des kalten Arsches - Herbstfahrt durch Spessart
es gab noch eine spätherbstliche Spessart-Tour, die bei Freunden in Tübingen festlich endete.
Hier Fotos vom Tag des kalten Arsches!
Tom Höfler, Wolfgang Bartels, Willi Kunkel
(c) Heiko Bartels
HEISS:
Mutprobe - Nackt im Wind.


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ekke (Freitag, 24 Januar 2014 22:05)
mann heiko,
dieses video macht mir gaensehaut - genauso habe ich mich damals in der grenzstrasse und spaeter in hospitalet gefuehlt. es reisst mich echt vom sofa und ich werde gleich meine 73er honda streicheln...
Wolfgang Bartels (Dienstag, 11 Februar 2014 22:22)
Dank euch allen und besonders im nachhinein Heiko für diese Seite, die gerade jetzt Vieles an die Oberfläche bringt, was für mich schon verschüttet war.
Wie Foto #17: Ich kam im Schnee auf den Jaufenpass und fand am Straßenrand Heikos CB750 geparkt. Völlig überraschend. Beide sprachlos.
Die Fotoreihe oberhalb "Long live the kings". Die legendäre Tour entlang der damaligen "Zonengrenze"?
Eyk (Dienstag, 11 Februar 2014 23:09)
Wolfgang, der Text oberhalb der drei Fotos gehört zu den Bildern. Also: die spätherbstliche Spessart-Tour. Text&Bilder von Heiko.
Danke für Hintergrund zu #17!
Wolfgang Bartels (Mittwoch, 12 Februar 2014 22:32)
Asche auf mein Haupt für den Fall, dass der Spessart damals noch an der Zonengrenze lag. Die für damaligen Zeiten eher ungewöhnliche Tour wurde allerdings - nicht nur wetterbedingt - abgekürzt und wir landeten tatsächlich bei Heyke in Tübingen
stein@niwes.de (Mittwoch, 12 Februar 2014 22:37)
Wolfgang, für einen Leerer Biker liegt der Spessart an der Zonengrenze. Das geht in Ordnung! Eyk.
Olliver Hotes (Freitag, 28 März 2014)
Danke für das herrliche Bild 33! :D
Der "Nachbarsjunge"
rene (Freitag, 01 Mai 2020 23:21)
uit Amsterdam